Zero Waste ist eine Utopie!

Das ist kein Grund, nicht jetzt damit anzufangen. 

Aber wie fängt man an? In dem folgenden Artikel stelle ich die Zero Waste Pyramide, oder auch die 5 Rs, vor und erkläre euch, warum Zero Waste eine Utopie ist - zumindest für mich. 

Bea Johnson, die Mutter der Zero Waste Bewegung, beförderte das Konzept im Jahr 2018 in den USA in den Mainstream und machte es zum Lifestyle, indem sie es schaffte, den ganzen Jahresmüll ihrer Familie in ein Marmeladenglas zu füllen. Mittlerweile ist sie Bestseller-Autorin, Speakerin und eine große Inspiration für viele Menschen, die sich müllarm verhalten wollen. 


Aber was genau bedeutet Zero Waste?
 
Zero Waste (Deutsch: Null Müll) ist ein Lebensstil, bei dem versucht wird, möglichst müllfrei zu leben, also Müll erst gar nicht entstehen zu lassen. Für mich ist Zero Waste eine Lebenseinstellung, eine wunderschöne Reise, die nicht zu Ende geht. Mit jedem Schritt nach vorne lerne ich dazu, komme weiter und gleichzeitig auch mir selbst näher. Ich werfe Ballast ab und schaffe Freiräume. Ich verstehe Zero Waste nicht als Verzicht, sondern als Entschleunigung. Weniger Dinge, weniger Arbeit! Außerdem kann ich auf wenige Dinge viel besser aufpassen und ihnen mehr Wertschätzung entgegenbringen. 

Es geht auch nicht darum, Zero Waste perfekt zu machen. Im Gegenteil: Wir brauchen viele Menschen, die es unperfekt machen.

Aber wo fängt man an? Dafür lohnt ein Blick auf die Zero Waste Pyramide: Inspiriert durch Bea Johnson und angelehnt an die Maslow’sche Bedürfnispyramide, nur eben einmal umgedreht, beginnt sie mit dem Bereich mit der größten Auswirkung. Alle Schritte sind Handlungsempfehlungen für ein müllarmes Leben, die beliebig auf alle Konsumbereiche angewendet werden können.

Refuse steht für Lehne ab, was du nicht benötigst. Das können zum Beispiel Werbegeschenke oder Flyer sein. Brauchen wir wirklich den 15. Kugelschreiber, der in der Schreibtischschublade austrocknet? Oder tut es vielleicht auch ein auffüllbarer Stift, auf den wir besonders gut aufpassen? Ein weiteres Beispiel sind die Werbesendungen, die in unseren Briefkästen landen, teilweise sogar in Plastik verpackt. Oder auch jegliche Einwegverpackungen, Einweg-Kaffeebecher, Einweg-Essensverpackungen, Einweg-Besteck - hier heißt die Alternative Mehrweg. Wenn ich aus dem Haus gehe, habe ich eigentlich fast immer eine Wasserflasche, Essensbox, Besteck und einen Stoffbeutel für Backwaren dabei. 

Reduce bedeutet Reduziere, was du konsumierst. Kaufe nur, was du wirklich benötigst. Verbiete dir Impulskäufe - dahinter steckt meistens irgendein unerfülltes Bedürfnis, in den seltensten Fällen ist es so, dass wir die Dinge, die wir dann kaufen, wirklich benötigen. Reduzieren können wir in fast allen Lebensbereichen: Wir können kürzer duschen, das Licht ausmachen, weniger Auto fahren. Wir können uns Dinge, die wir selten benötigen, ausleihen, z.B. Werkzeug, Küchengeräte oder Sportgeräte für Sommer- oder Wintersaisons. 

Reuse heißt Verwende Dinge wieder. Das können Dinge sein, die andere nicht mehr benötigen. Wir können kaputte Gegenstände reparieren oder wir geben sie zur Schusterei, Schneiderei oder besuchen ein Repair-Cafe. Oder wir können Dinge upcyceln, ihnen also einen neuen Zweck geben, wie z.B. Putzlappen aus alten Klamotten oder Blumentöpfe aus alten Gefäßen nutzen. Indem wir Dinge wiederverwenden, verlängern wir ihre Nutzungsdauer und sparen somit Ressourcen, die bei der Neuproduktion anfallen würden.

Recycling: Recycle das, was du nicht ablehnen, reduzieren oder wiederverwenden kannst. Im Zero Waste Lebensstil ist Recycling immer nur die letzte Lösung. Auch wenn die deutsche Abfallwirtschaft erst einmal recht gut funktioniert, ist es immer noch ein linearer Prozess, der sehr viel Energie benötigt. Der Müll muss abgeholt, transportiert, sortiert und schlussendlich recycelt werden. Außerdem sind wir vom Titel “Recyclingweltmeister” weit entfernt. Laut dem Plastikatlas 2019 sind die offiziellen Recyclingquoten mit Vorsicht zu genießen. Plastik wird meistens nur downgecycelt, also zu minderwertigen Produkten verarbeitet. Hinzu kommt die unglaubliche Tatsache, dass Plastikmüll als recycelt zählt, sobald er die Landesgrenze verlässt, weil anzunehmen ist, dass der Müll im Ausland auch recycelt wird. Ob das allerdings wirklich stattfindet oder ob der Plastikmüll in der Verbrennung landet, wird kaum kontrolliert. Was am Ende bleibt, ist die traurige Wahrheit, dass es sehr viel Müll erst gar nicht in die Mülleimer und somit zum Recycling schafft, sondern in der Natur landet und dort verheerende Folgen für Natur, Tiere und schlussendlich auch für uns Menschen hat. 

Rot steht für Kompostiere. Indem wir Lebensmittel kompostieren führen wir sie wieder dem natürlichen Kreislauf zu und es entsteht Dünger, der das Wachstum für neue Lebensmittel unterstützt. Wie wir kompostieren ist eigentlich egal, ob im Garten auf dem Kompost, in der Biotonne, mit einer Wurmkiste oder Bokashi Bin - hauptsache wir tun es und die organischen Abfälle landen nicht in der Verbrennung. 

Zero Waste ist eine Utopie - zumindest für mich. Ich werde es niemals schaffen, meinen Jahresmüll in ein Marmeladenglas zu stopfen. Und das ist okay, denn Zero Waste ist ein ganzheitlicher Ansatz, der im Idealfall Ursachen und nicht nur Symptome bekämpft. So ein Marmeladenglas für den Hausmüll ist auch nur die halbe Wahrheit - denn es beinhaltet nicht den Müll, der während der Produktion, Lieferung und Lagerung entsteht. 

Aber das tolle an Zero Waste ist: du tust nicht nur der Umwelt was Gutes, sondern auch dir selbst, indem du Ballast abwirfst und mehr Raum für die wirklich wichtigen Dinge im Leben findest. 


Was lehnst du ab sofort ab? 

Ihr findet Zero Waste genauso toll wie ich und möchtet, dass eure Kolleg*innen sich mit euch auf die Reise machen? Ihr wollt Zero Waste in eurem Unternehmen platzieren? 


Wunderbar! Dann schreibt mir eine Nachricht und gemeinsam entwickeln wir ein geeignetes Format für euren Bedarf: Workshop, Impulsvortrag, Engagement-Quiz...
Ich freue mich auf eure Anfrage.